Mein Onkel – Konrad Meyer

Konrad MeyerKonrad Meyer 1940

Konrad MEYER (1901 – 1973)

Geboren am 15.05.1901 in Salzderhelden bei Einbeck

Studium der Landwirtschaft an der Universität Göttingen.

1926 Promotion, danach Assistent am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Universität Breslau bei meinem Großvater Prof. Dr. Friedrich Berkner.

1927 Ass. am Inst. für Pflanzenbau an der Universität. Göttingen.

1930 Habilitation für landwirtschaftlichen. Pflanzenbau.

1930/33 Privat-Dozent am Institut für Pflanzenbau in Göttingen. Vorlesungen zum Pflanzenbau und zur Pflanzenzüchtung. Pflanzenbauliche Publikationen.

1934 Berufung. auf den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau an der Universität Jena.

1934/35 Berufung. zum ordentlichen Professor für „Ackerbau und Landbaupolitik“ und Direktor eines gleichnamigen Instituts an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Berliner Universität , später in Institut für „Agrarwesen und Agrarpolitik“ umbenannt.

Seit Ende 1933 gleichzeitig Mitarbeiter und Leiter des Referats „Allgemeine Biologie, Landbau, Forst und Veterinärwissenschaft“ am preußischen Kultusministerium bzw. an dem entsprechenden Reichsministerium. (In dieser Eigenschaft steuerte er als „Multifunktionär “ die gesamte Personalpolitik dieser  R e s s o r t s  ab dieser Zeit!)

1935/40 Leiter der Reichsarbeitsgemeinschaft „Raumforschung“.

1935/45 Obmann des „Forschungsdienstes“.

1939/45 Leiter einer Planungsstelle im „Reichskommissariat für die Festigung des deutschen Volkstums“, das dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, unterstand. Maßgebliche Beteiligung am Entstehen des berüchtigten „Generalplans Ost „, der die Vertreibung und den Tod von Millionen Menschen der osteuropäischen Völker vorsah. Der Entwurf wurde am 15.Juli 1941 von ihm vorgelegt. Zur Ansicht Originaldokument.

1945/48 durch die amerikanische Militärregierung interniert.

Urteil im 8. Nürnberger Nachfolgeprozess „Rasse und Siedlungshauptamt“ gegen 14 Verantwortliche des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus

1949 Leiter des Saatzuchtbetriebes RIMPAU in Einbeck.

1956 Berufung. zum ordentlichen Professor für Landbau- und Landesplanung an der Universität Hannover.

1969 Emeritiert. Publikationen zur Raumforschung.

Gestorben 1973 in Salzderhelden bei Einbeck

Konrad Meyer- Hetling (1901 – 1973)
bongards.gmxhome.de

Der studierte Agrarwissenschaftler wird 1931 Mitglied der NSDAP und der SS. Der A k t i v i s t  verdankt der Nazibewegung alles – und sie verdankt ihm viel. Er wird d i e zentrale Figur der Raumplanung im Nationalsozialismus. Alle seine vielen Funktionen und Tätigkeiten scheinen darauf hinaus zu laufen, die Raumplanung zu eben dem Instrument zu entwickeln, das sie dann in Polen wurde. Er ist ein Spiegel seiner Zeit. Gegen Ende des Krieges gelingt es Mitarbeitern des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, vermutlich wesentliche Unterlagen zu vernichten. Konrad Meyer wird in Nürnberg angeklagt. Zu der Zeit gab es noch nicht genügend Material für die Beweislage, heute liegt dieses vor. Er kann so das Gericht in die Irre führen, bekommt nur drei Jahre für die Mitgliedschaft in der SS. Die Haftzeit ist von 1945 – 1948 auf dem Hohenasperg.

Weitere Links zu Konrad Meyer:

DER GENERALPLAN OST : EIN FINSTERES KAPITEL BERLINER WISSENSCHAFTSGESCHICHTE –WORKING PAPER NR. 38/1997von Matthias Burchard -Berlin, Juni 1997

– Die DFG (Deutsche Forschungsgemienschaft) organisierte 2006 in Bonn eine Ausstellung mit dem Titel „WISSENSCHAFT – PLANUNG – VERTREIBUNG “  –  Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten
Die Rolle des wissenschaftlichen Multifunktionärs Prof. Dr. Konrad Meyer bei der sog. „Geichschaltung der Wissenschaft“ ist heute bekannt.
Die ehemalige „grüne“ Landwirtschaftsministerin Künast sagte 2003 in Giessen auf einer Veranstaltung der „GRÜNEN“ auf eine Frage , „dass  die Landwirtschafts-Wissenschaft gleichgeschaltet und es kein Hüh und Hott mehr geben werde“. Ich war dabei und erwartete heftigen Widerspruch eines ebenfalls anwesenden Agrar-Professors. Dieser unterblieb aus wahrscheinlicher geschichtlicher Unkenntnis. Noch heute könnte ich mich ohrfeigen, hier nicht sofort lautstark protestiert zu haben.
Auf den Seiten 11 und 12 des Katalogs zu dieser Ausstellung werden die Parallelen zur Gedanken- und Handlungswelt dieser unseligen Ministerin ersichtlich. Auch in deren Regierungszeit sollten Agrarwissenschaftler offensichtlich „gleichgeschaltet“ oder „missbraucht“ werden;  viele  j e d o c h  mobilisierten sich selbst aus freien Stücken für diese Regierung!
Einige von Ihnen wollen schon heute (Ende 2006) nichts mehr davon wissen, was sie damit angrichtet haben.

Im Lateinuntericht auf dem Gymnasium lernte ich den Satz: „tempora mutantur, nos et mutamur in illis“. Wir mögen uns vielleicht im Lauf der Zeit ändern – das Verhalten der Menschheit aber sicher nicht.

Meyer war der erste Schwiegersohn meines Großvater Berkner.
Die  S c h w e s t e r  des Ur-Ur-Großvaters von Meyer heiratete den Ur-Ur-Großvater meiner Mutter. Der Meyerhof lag damals neben dem Severinhof in Alferde.
So bin ich – seltsame Verkettung – sowohl von Vater- als auch von Mutterseite mit diesem Onkel verwandt, dessen Beruf ich ergriffen habe und dessen Lebenswerk für mich Anlass ist, gegen jegliche Ideologisierung und Fanatismus aktiv anzukämpfen.

Jedoch haben meine beiden Großväter diesem Onkel wahrscheinlich das Überleben in diesem unseligen System zu verdanken. Denn mein Großvater Severin wurde Ende 1938 denunziert, weil er weiterhin im Nachbarort Eldagsen mit dem Jüdischen Bankhaus „Mosheim“ enge Verbindungen pflegte. Als er aufgefordert wurde, diese Verbindungen abzubrechen, soll er zur Antwort gegeben haben, „Da kommt ein hergelaufener (österreichischer) Gefreiter und will mir Severin, die wir jahrhundertelang auf unserem Hof sitzen, vorschreiben, mit wem ich umgehe“.

In Folge sollte ihm der Hof weggenommen („abgemeiert“), er sollte also enteignet werden. Was sonst zu dieser Zeit noch mit ihm geschehen wäre, bleibt der Phantasie überlassen und wäre sicherlich unangenehm gewesen. Meyer „kümmerte sich darum“, der Hof durfte unter Staatsaufsicht von meiner Großmutter so lange weiter geführt werden, bis mein Onkel volljährig erklärt wurde. Die guten und intensiven – auch privaten – Kontakte zu Himmler, dem Chef der Gestapo und Diplom-Landwirt, haben dabei sicher enorm geholfen.

Mein Großvater Berkner – mit dessen Tochter er zuerst verheiratet war – war aktives Mitglied in einer Loge und somit „Freimaurer“. Diese wurden im August 1935 endgültig verboten und ihre Mitglieder verfolgt. Von ca. 80.000 Mitgliedern wurden viele ermordet. Sicher hat auch h i e r  K. Meyer schützenden Einfluss genommen.

Bei der geschichtlichen Betrachtung meines Onkels Konrad Meyer stellt sich für mich also heraus, dass es auch menschlich anständige Aspekte zu bewerten gilt – was natürlich einen starken Gewissenskonflikt auslöst. Ich kenne ihn noch persönlich, wusste jedoch zu der Zeit nichts über seine Vergangenheit, über die nie geredet wurde. Mit der Darstellung hier in dieser Homepage versuche ich auf meine Art und Weise, die Geschichte aufzuarbeiten und meinen Nachkommen etwas verständlicher zu machen.

2015 hat seine Enkeltochter Bettina Meyer ein bemerkenswertes Buch über ihren Großvater geschrieben.  Es hat den Titel „SS Nr. 74695 Konrad Meyer – meine Geschichte“ , ist im Herget Verlag erschienen und hat die ISBN Nr. 978-3-9810192-7-8. Es ist eine biographische Annäherung an ihren Großvater.  Sie drückt es so aus:  “ Als kleines Mädchen habe ich meinen Großvater noch persönlich kenngelernt. Seit meiner Jugend habe ich mich immer wieder gefragt, was für ein Mensch er wohl gewesen ist. Ich werde es nie genau erfahren, dennoch haben mich meinen Nachforschungen in den vergangenen Jahren ein großes Stück vorangebracht. Ich konnte mich seiner Persönlichkeit annähern, ihn weiterhin als meinen Opa lieben und gleichzeitig auch Verachtung und größtes Unverständnis für das empfinden, was er beruflich und familiär getan hat.“

Sie schreibt damit  in vielen Passagen dieses Buches genau das, was ich ähnlich auch empfinde.

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