Mein Onkel Prof. Dr. Otto Schiller war – so wird es erzählt – ein Cousin des ersten Marschalls der Sowjetunion und späteren Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets, Kliment Woroschilow .
Es ist natürlicherweise sehr schwierig, hierüber Informationen zu erhalten. Alle Beteiligten sind verstorben und aus Russland bekommt man nicht einmal Antworten auf Anfragen. Das Moskauer Staatsarchiv hat erst 1995 Unterlagen über Woroschilow freigegeben. Aber auch über die Familie Schiller, die ja aus Krotoschin in Polen stammt, gibt es in Krotoschin keinerlei Unterlagen mehr. Ich bin 2002 im September selbst dort gewesen und habe zusammen mit der ortsansässigen Journalistin Marzena Wisniewska recherchiert. Nach Ende des 2. Weltkriegs ist dort alles vernichtet worden in den Archiven, was auf deutsche Herkunft schliessen lassen konnte. Diese Journalistin hatte mit mir wegen Melitta Gräfin Schenk zu Staufenberg Kontakt aufgenommen, weil man in Krotoschin eine Gedenkausstellung zu Ehren berühmter Bürger der Stadt organisieren wollte und sie dafür im I n t e r n e t nach diesem Namen recherchierte.
Was wir in der Familie wissen
Die Pelzgroßhandelsfamilie Schiller stammt aus der Gegend von Odessa. Ottos Großvater gründete ein Pelzgeschäft in Leipzig. Ottos Vater fand nach dem Studium eine Anstellung als preußischer B e a m t e r für Bauingenieurwesen (Architekt) in Krotoschin in Polen.
Die Verwandtschaft ist nachzuweisen über die Ahnen von Schillers Mutter, die mit einem Russen verheiratet war und angeblich am russischen Zarenhof in Petersburg irgendeine Position innegehabt haben soll. Schiller und Woroschilow sind sich auch noch während des Kriegs in Italien auf einer Konferenz begegnet und haben einmal zusammen im Auto gesessen, Das ist durch den mit meinem Vater Hans Berkner zusammen im Rahmen der Entnazifizierung zusammen in einer Zelle sitzenden ehemaligen Protokollchef des 3. Reichs, Herrn v. Bülow-Schwante meinem Vater gegenüber b e s t ä t i g t worden (siehe „Mein Vater“). Die beiden haben damals jedoch wahrscheinlich keinerlei private Kontakte führen dürfen, denn Woroschilow war immerhin Kriegsminister. Der russische Geheimdienst hätte hier sicher sofort eingegriffen.
Nach dem Krieg, als Schiller dann auch in Moskau für die Bundesrepublik als Attache arbeitete, soll er auf Grund dieser verwandtschaftlichen B e z i e h u n ge n der einzige westliche Ausländer gewesen sein, der nahezu unbeschränkt in der Sowjetunion herumreisen durfte.
In welchem exakten Verwandtschaftsgrad er jedoch stand, ist nicht exakt bekannt bzw. die Verwandtschaftsseite meines Onkels gibt bedauerlicherweise hierüber keine Auskünfte.
Auch die Stieftöchter Schillers aus seiner Ehe mit meiner Tante, meine beiden älteren noch lebenden Cousinen aus dieser Zeit, können dies aus Erzählungen b e s t ä t i g e n.